
Im Affiliate Marketing liest man seit Jahren dieselbe Schlagzeile: „Umsatz steigt weiter“. Die Branche wird oft als ungetrübt und stabil wahrgenommen. Das klingt nach einer ungebrochenen Erfolgsgeschichte, doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Wir befinden uns seit Längerem in turbulenten Zeiten, die ein ungebremstes Wachstum fraglich werden lassen. Die letzten fünf Jahre waren geprägt von Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Rekordinflation. Die globalen Schocks haben die Kaufkraft und die Zuversicht der Verbraucher*innen massiv geschmälert. Während vor allem der stationäre Handel unter diesen Ereignissen zu leiden hat, fragt man sich: Wie ist die Lage in der Affiliate-Branche? Welchen Einfluss haben diese Entwicklungen auf unseren Sektor? Um die komplexe Konsumstimmung der privaten Haushalte zu messen, gibt es eine entscheidende Größe, den GfK-Konsumklima-Index.
Dieser Index, oft belächelt als rein volkswirtschaftliche Spielerei, ist in Wahrheit ein Frühwarnsystem, das auch für die Affiliate-Branche brisant sein kann. Denn als Stimmungsbarometer misst er nicht nur die Kaufbereitschaft, sondern entlarvt auch, wie viel Luft nach oben unser Wachstum tatsächlich noch hat. Von Unternehmen, Politik und Ökonomie wird er längst zur Untermauerung von Entscheidungen und Prognosen genutzt. Doch was verbirgt sich genau hinter diesem Index? Wie wird er gemessen? Und lässt er sich auch auf das Affiliate Marketing übertragen? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund.
Der GfK-Konsumklima-Index als Barometer für die Kaufbereit-schaft der Deutschen
Das Konsumklima ist der zentrale Indikator für die Kaufbereitschaft privater Haushalte. Er zeigt an, ob Verbraucher*innen aktuell eher zum Konsumieren oder zum Sparen neigen. Dabei umfasst er sämtliche private Ausgaben – von Alltagskäufen und Miete über Reisen und Dienstleistungen bis hin zu großen Anschaffungen. Der GfK-Konsumklima-Index als zugehörige Kennzahl, wird monatlich von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) im Auftrag der EU-Kommission erhoben. Er basiert laut NIM auf der Befragung von rund 2.000 Personen, welche sich zur Einkommenserwartung ihres Haushalts in den nächsten 12 Monaten, zur aktuellen persönlichen Sparneigung sowie Anschaffungsneigung äußern. Der Gesamtindex dient schließlich als Frühindikator für die zukünftige Konsum- und Wirtschafts-entwicklung und liefert ein klares Stimmungsbild der deutschen Verbraucher*innen. Während ein negativer Wert Pessimismus und Unsicherheit signalisiert (etwa durch Krisen) und als Konjunkturbremse gilt, deutet ein positiver Wert auf Zuversicht und wirtschaftlichen Aufschwung hin.
Deutschlands Verbraucher*innen zwischen globalen Krisen und Sparkurs
Sowohl die Corona-Pandemie als auch der anschließende Ukraine-Krieg sorgten mit Indizes von -23,1 Punkten im Mai 2020 (laut Statista) und -42,8 Punkten im Oktober 2022 (laut Statista) für nie dagewesene historische Tiefs. Zum Vergleich: Laut einem Bericht der Bertelsmann Stiftung erreichte der Index während der globalen Finanzkrise 2008 lediglich einen niedrigen einstelligen Wert. Seit Corona im Jahr 2020 hingegen führten Lockdowns und wirtschaftliche Unsicherheiten zu einem enormen Einbruch der Stimmung der Verbraucher*innen – sowohl finanziell als auch psychologisch. Krieg, Energiekrise und Inflation schmälerten die Kaufkraft, sodass der GfK-Konsumklima-Index seither auf Minuskurs ist.

Quelle: Statista
Trotz aktuell verbesserter Einkommenserwartungen der Verbraucher*innen bremst laut NIM vor allem eine anhaltend hohe Sparquote den Aufschwung des Konsumklimas aus. Daher wird auch für 2025 ein zweistellig negativer GfK-Konsumklima-Index prognostiziert. Die Zurückhaltung der Verbraucher*innen liegt damit weiterhin über dem Vorkrisenniveau.
Prosperiert das Affiliate Marketing in unsicheren Zeiten?
Die genannten Zahlen sind kein reines Stimmungsgeplänkel. Sie bedeuten weniger Spontankäufe und einen höheren Wettbewerb um jeden Euro. Hier stellt sich die Frage, wie stark das Affiliate Marketing angesichts der aktuellen Lage tatsächlich floriert. Klar ist, dass ein negatives Konsumklima und eine stagnierende Wirtschaft das Wachstum branchenübergreifend verlangsamen. Dabei sind einige Sparten widerstandsfähiger als andere. Auch am Affiliate Marketing sind die Ereignisse der letzten fünf Jahre nicht spurlos vorbeigegangen.
Das Konsumverhalten der Verbraucher*innen unterlag in diesem Zeitraum einem Wandel: Die Kontaktbeschränkungen während der Pandemie führten zwar zu einem Boom im Online-Handel und zu einem Zugewinn von (älteren) Zielgruppen. Gleichzeitig verschoben sich die Ausgaben der Konsument*innen jedoch stark hin zu Grundbedürfnissen und Heimartikeln. Branchen wie Tourismus oder Mode erlitten in dieser Zeit einen Einbruch, wodurch es zu klaren Gewinner*innen und Verlierer*innen in der Branche kam. Mit dem Ukraine-Krieg ab 2022 und der folgenden Inflation wurde ein neues Kapitel massiver Unsicherheit aufgeschlagen. Die Kaufkraft der Verbraucher*innen sank, und sie wurden zögerlicher. Weniger Konversionen, sinkende Umsätze und Budgetkürzungen waren bei vielen die Folge. Auch aktuell ist der Markt von anhaltender Vorsicht, Unsicherheit und gedämpfter Stimmung geprägt. Die Konsument*innen sind preissensibler geworden und tätigen Anschaffungen bewusster. Was am Ende des Monats übrig bleibt, wird eher beiseite gelegt.
Zwischen Krise und Wachstum: Die strukturelle Stärke des Affiliate Marketings
Und dennoch sei erneut darauf hingewiesen: Während der GfK-Konsumklimaindex seit Jahren tiefrot blinkt, vermeldet das Affiliate Marketing solide Wachstumszahlen. Laut dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. wird für 2025 ein Wachstum der Branche in Deutschland von 6,7% erwartet – und das trotz prekärer Wirtschaftslage. Das ist kein Widerspruch, sondern ein Beweis dafür, dass unsere Branche robust und gut aufgestellt ist.
Die globalen Schocks sorgten zwar auch hier für große Herausforderungen, doch die ausgeprägte Resilienz war stets ein entscheidender Pluspunkt. Die Affiliate-Branche hat in den letzten Jahren wiederholt bewiesen, wie gut sie sich an Herausforderungen wie Cookie-Tracking-Umbrüche, strengere Datenschutzvorgaben oder KI-Tools anpassen kann. Diese Flexibilität ist ein klarer Wettbewerbsvorteil. Außerdem ist das Budget-Argument bei leistungsbasiertem Marketing nicht zu vernachlässigen: In Krisenzeiten sind Performance-Kanäle noch attraktiver für viele Unternehmen, da die Kosten hier nur bei messbarem Erfolg anfallen und somit Streuverluste minimiert werden – anders als in vielen anderen Bereichen des Marketings.
Dennoch sei erwähnt: Kein Wachstum ist immun gegen Konsumklima-Effekte. Das Wachstum unserer Branche ist real, findet aber in einem zunehmend umkämpften und sich schnell wandelnden Markt statt. Schon kleine Verschiebungen im Kaufverhalten – wie höhere Preisorientierung oder reduzierte Warenkörbe – wirken sich direkt auf die Konversionsraten aus.
Der GfK-Index als Pflichtwerkzeug: So agieren Affiliates vorausschauend
Entscheidend für den Erfolg ist jedoch nicht nur die schnelle Anpassung an Marktveränderungen, sondern auch eine vorausschauende, langfristige Strategie. Dabei ist der GfK-Konsumklimaindex ein unterschätztes Werkzeug. Wer ihn versteht und richtig nutzt, kann vorausschauend agieren und so den Markt beeinflussen, anstatt nur auf Veränderungen zu reagieren. Als Frühindikator kann er bei der Kampagnenplanung helfen: Wer weiß, dass die Konsumlaune sinkt, kann proaktiv Angebote, Rabatte oder Ratenzahlungen in den Vordergrund stellen. Außerdem sollte noch mehr Wert auf eine starke Kundenbindung gelegt werden. Gleichzeitig kann der Index als Branchen-Frühwarnsystem dienen: Der Einbruch in einem Segment – sei es im Tourismus oder bei Luxusgütern – taucht im Index (indirekt) auf, noch bevor er sich in Affiliate-Dashboards bemerkbar macht.
Für das Affiliate Marketing bedeutet das: Wer jetzt seine Hausaufgaben macht – also datenbasiert und flexibel agiert, den Kundennutzen glasklar kommuniziert, Vertrauen schafft und Partner breit diversifiziert – kann in turbulenten Zeiten bestehen. Mehr noch: Diejenigen können vom nächsten Aufschwung sogar überproportional profitieren.
Der Blick nach vorn: Positive Signale für die Zukunft
Schlussendlich ist noch anzumerken, dass sich derzeit eine positive Entwicklung abzeichnet: Dank Lohnsteigerungen und einer schwachen Inflation – laut Statistischem Bundesamt lag diese im Juli 2025 bei 2,0 % – haben sich die Reallöhne und damit die Einkommenserwartungen der Verbraucher*innen spürbar verbessert. Dieser positive Trend lässt hoffen, dass sich somit auch die Kauflaune bald entspannt und wieder mehr Geld ausgegeben wird. Fakt ist, dass das Affiliate Marketing große Vorteile gegenüber dem stationären Handel hat – und das hat es in den letzten Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt.